Alle Artikel mit dem Schlagwort: akademische Philosophie

Verständlich unverständlich?

Jörg Phil Friedrich zweifelt daran, dass es ein »richtiges« Verstehen von Texten gibt. Offenbar meint er damit, dass es gar nicht auf die Verständlichkeit eines Textes ankommt, sondern vielmehr darauf, welche Wirkung er auf uns hat, zu welchen Einsichten er uns führt. Friedrich schreibt: „Ein philosophischer Text wäre dann verständlich, wenn er mir hilft, etwas zu verstehen, nicht unbedingt den Text selbst, sondern eine grundsätzliche Eigenschaft meiner Welt.“

Philosophie in Bewegung

Wolfram Eilenberger stellt der deutschsprachigen Philosophie ein verheerendes Zeugnis aus. Sie sei in einem „desolaten Zustand“, schreibt der Publizist – und selbst Philosoph – in der ZEIT vom 01. März 2018: keine neuen Köpfe in Sicht, keine Antworten auf große und drängende Fragen, nicht einmal Ansätze dazu. Der Nachwuchs werde – vergleichbar jungen Fußballprofis – immer gewiefter, verliere aber jeden eigenen Charakter. Die Zunft reagiert mit abgeklärtem Achselzucken. Hinter vorgehaltener Hand flüstert man sich „Volltreffer“ zu, andere wehren sich gegen die Vorwürfe.  Wenn Verteidigung sinnlos wird, hilft freilich nur noch bessermachen. HOHE LUFT startet deshalb eine Initiative: akademische Philosophie soll zeigen dürfen, was sie kann, wenn man sie nur lässt. Wir geben Raum für Projekte, die mehr sind als nur Glasperlenspiele – Projekte, die mit entscheidenden Fragen unserer Zeit zu tun haben.  Den Anfang macht ein Vorhaben der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main. Es geht um die Zukunft des Verkehrswesens und das autonome Fahren. Wenn alle Autos sich bald selbst steuern und untereinander abstimmen, ergäbe sich daraus nicht die Möglichkeit, es endlich einmal gerecht …

»Philosophie muss bescheidener werden«

Carlos Fraenkel ist Philosophie-Professor und ein Wandler zwischen den Welten. Er wuchs in Deutschland und Brasilien auf, studierte in Berlin und Jerusalem und er versucht, die Philosophie als Werkzeug zu nutzen, um Konflikte zu entschärfen. Er hat mit Studenten auf der ganzen Welt philosophiert und darüber das Buch »Platon in Palästina« geschrieben. Auf dem 20. Philosophicum hielt er den Festvortrag über die Rolle der Philosophie in unserer unruhigen Zeit. HOHE LUFT-Redakteur Robin Droemer sprach mit ihm darüber, was die Liebe zur Weisheit kann – und was nicht. Hier klicken für das ganze Interview aus der aktuellen Printausgabe. Für noch mehr Lust am Denken: Hier können Sie das aktuelle Heft und ältere Ausgaben versandkostenfrei bestellen.

Philosophie muss auf die Menschen zugehen

Der Wuppertaler Philosophie-Professor Peter Trawny vertrat hier kürzlich die These, dass die Popularisierung der Philosophie die akademische Philosophie gefährde. HOHE LUFT Chefredakteur Thomas Vašek widersprach dieser Meinung und verfasste eine Gegendarstellung, auf die wiederum Peter Trawny antwortete. Thomas Vašeks Replik darauf, lesen Sie hier.   Die Philosophie dürfe keine Voraussetzungen akzeptieren, schreibt Peter Trawny. Ihr »Sonderstatus« bestehe eben darin, »alles in seiner Bedeutung zu klären«. Bis hierhin unterschreibe ich Trawnys Position. Mein Dissens mit Trawny beginnt dort, wo er meint, dass gute Philosophie nur außerhalb der ökonomischen Sphäre – und damit jenseits der »Populärphilosophie« gedeihen kann. Sein paradigmatisches Beispiel ist Sokrates. Erstens habe Sokrates mit seiner Philosophie kein Geld verdient. Zweitens sei sein Denken „ortlos“ gewesen, also „losgebunden von den Diskursformen, die auf dem Markt eben gelten.“ Beides bringt Sokrates, so meint Trawny offenbar, in einen Gegensatz zu heutigen populären Philosophen. Dazu zwei Anmerkungen.