Alle Artikel in: Kolumne

HOHE LUFTpost – Doping und Sportkultur

HOHE LUFTpost vom 10.07.2015: Doping und Sportkultur Die Tour de France rollt wieder durch Frankreich, wie immer begleitet von der Frage: Sind die denn jetzt sauber? Immerhin scheint die Zahl der erwischten Doper zurückzugehen. Aber wenn man den Experten glauben kann, dann wird munter weitergedopt, nur eben etwas geschickter, knapp unter der Nachweisgrenze. Wie kann man diesen Missstand aufräumen? Gar nicht, sagt der australische Philosoph Julian Savulescu. Er plädiert dafür, Doping freizugeben. Sein Hauptargument ist, dass es keine schlüssige Definition von Doping gebe. Es gebe harmlose Mittel, die verboten sind, und schädliche, die erlaubt sind. Das Antidoping-System sei großteils Willkür. Ich sehe das anders. Es gibt faire Leistungssteigerung und unfaire. Die Rennfahrer müssen unter vergleichbaren Voraussetzungen starten. Wer sich einen pharmazeutischen Vorteil zu erschleichen versucht, muss bestraft werden. Ich sehe allerdings auch, dass die Verlockung zum Doping so gewaltig ist, dass die Fahrer nicht ohne weiteres davon abzubringen sind. »Im Radsport ist kein Platz für Ethik«, zitiert Savulescu die Fahrer. Dann brauchen wir einen Radsport, in dem Platz für Ethik ist. In dem nicht einzig …

HOHE LUFTpost – Die Schuldenfrage

HOHE LUFTpost vom 03.07.2015: Die Schuldenfrage Die Europäische Union steckt in einer beispiellosen Krise, und schuld sind die Schulden. Die Geberländer haben Griechenland Geld geliehen, und Griechenland zahlt nicht zurück. Einfache Angelegenheit, oder? Aber näher betrachtet sind Schulden alles andere als eine einfache Angelegenheit. Der amerikanische Ethnologe David Graeber, der an der London School of Economics lehrt, hat ein dickes Buch darüber geschrieben: “Schulden – die ersten 5000 Jahre”. Darin legt er dar, wie tief unsere Gesellschaft vom Konzept der Schulden geprägt ist. Nicht nur der Handel, sondern auch Institutionen wie Familie und Freundschaft, Staat, Gesetz und Religion sind in der uns bekannten Form nicht ohne Schulden denkbar. Graebers These ist, dass ein gutes, menschliches Zusammenleben nur funktioniert, wenn die Beteiligten nicht ständig in Begriffen von Schulden denken. Zum Beispiel bei der Reparatur einer Wasserleitung. Wenn dabei einer sagt »Reich mir die Zange«, dann wird der andere nicht antworten »Und was kriege ich dafür?«, sondern ihm ohne weiteres die Zange geben. Gemeinschaft lebt von spontanem Geben und Nehmen. Schulden schaffen ein ganz anderes Klima. Sie …

Schönheit mit Down-Syndrom

Kolumne Schöne Gedanken Unser stellvertretender Chefredakteur Tobias Hürter macht sich in seiner neuen Kolumne jeden Monat Gedanken über das Thema »Schönheit«. Wie so oft steckt auch hinter unserem Alltagsverständnis von Schönheit viel mehr als man auf den ersten Blick sieht. Viel Spaß und schöne Gedanken beim Lesen! Schönheit mit Down-Syndrom In Australien macht derzeit ein junges Model Furore, wie es bisher noch keines gab: Die 18-jährige Madeline Stuart, genannt »Maddy«, hat das Down-Syndrom. Menschen mit dieser Gen-Anomalie entsprechen eigentlich nicht den üblichen Schönheitsnormen. Doch wie Maddy zeigt, können sie sexy und schön sein. Maddy hat sich anderthalb Jahre auf ihre Model-Karriere vorbereitet und dabei 20 Kilogramm abgenommen – und es hat sich gelohnt: Das Mode-Label Living Dead Clothing hat Maddy engagiert. Bald soll das erste Shooting steigen. Das Beispiel Maddy kann uns die Augen öffnen: für Schönheit, die aus dem Rahmen fällt. – Tobias Hürter