Alle Artikel in: Kolumne

Na logisch! Die Übergriffe von Köln – Relativierung, Tu-quoque und der doppelte Standard

Die Logik- und Rhetorik-Kolumne von Daniel-Pascal Zorn. Heute: Die Übergriffe von Köln – Relativierung, Tu-quoque und der doppelte Standard Die Übergriffe der Silvesternacht in Köln haben eine breite gesellschaftliche Debatte entfacht. Wie jede Debatte ist sie aber nicht frei von argumentationslogischen Fallstricken. Hinzukommt, dass sie stark emotional und politisch aufgeladen ist, so dass jeder Kommentar dazu sich mittlerweile in einer Art diskursivem Minenfeld bewegt.

Na logisch! Der mereologische Fehlschluss

Logik-Kolumne von Daniel-Pascal Zorn. Heute: Der mereologische Fehlschluss Vor etwas mehr als zehn Jahren brachten einige Neurowissenschaftler die Fachwelt mit der Aussage zum Staunen, dass alles, was man bis dato dem ‚Menschen‘, dem ‚Subjekt‘ oder dem ‚Geist‘ zuzurechnen gewohnt war, eigentlich vom ‚Gehirn‘ als Akteur durchgeführt wurde. Es sei das Gehirn, das nachts um zehn noch ein Bier bestellt oder das sich an der bunten Vielfalt einer Blumenwiese erfreut. Das Gehirn würde handeln, wahrnehmen, fühlen, entscheiden – und manches davon sogar ohne unser Wissen.

Die Schöne und das Biest

Kolumne: Schöne Gedanken Eine wunderschöne Frau lernt einen unansehnlichen Mann kennen – und trotz seines Äußeren wegen seines schönen Wesens schließlich auch lieben. Das ist die Geschichte von »der Schönen und dem Biest« – und man wünscht sich, dass es auch in Wirklichkeit so laufen könnte. Amerikanische Psychologen haben nun festgestellt, dass es gar nicht selten tatsächlich so läuft. In einer Studie untersuchten sie 167 heterosexuelle Paare darauf, wie lange sie sich kannten, bevor sie zusammenkamen, und wie stark sie sich in ihrer physischen Attraktivität unterscheiden. Ergebnis: Je größer der Unterschied in der Attraktivität, desto länger ist die »Vorlaufphase« eines Paares. Es gibt sie also, die Liebe auf den zweiten Blick. Aber sie braucht ihre Zeit. – Tobias Hürter

Na logisch! Das Slippery-Slope-Argument

Die Logik-Kolumne von Daniel-Pascal Zorn. Heute: Das Slippery-Slope-Argument. Im Sommer 2015 warnte die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer vor der ‚Homo-Ehe‘, der Einführung des Rechts auf Eheschließung für gleichgeschlechtliche Paare, indem sie auf die Folgen einer Veränderung des bisherigen Verständnisses von Ehe verwies: „Wenn wir diese Definition öffnen in eine auf Dauer angelegte Verantwortungspartnerschaft zweier erwachsener Menschen, sind andere Forderungen nicht auszuschließen: etwa eine Heirat unter engen Verwandten oder von mehr als zwei Menschen.“ Mit dieser Einschätzung ist sie nicht alleine. Auch in den USA warnten radikal-konservative Politiker wie Rick Santorum vor der Legalisierung der ‚same-sex-marriage‘ mit dem Argument, dann könne jeder jeden heiraten, auch fünf Menschen. Einige Kommentatoren wollten sogar Ehen zwischen Menschen und Tieren nicht mehr ausschließen.

HOHE LUFTpost – Weder »Transit« noch »Zone«

HOHE LUFTpost vom 13.11.2015: Weder »Transit« noch »Zone« Ein Unwort geistert durch die Debatten um die Flüchtlingskrise: »Transitzonen«. Manche Politiker wollen sie an den Grenzen einrichten, um den Zustrom von Flüchtlingen einzuschränken. In der Sprachwissenschaft gibt es den Grundsatz der Arbitrarität des Zeichens: Der Zusammenhang zwischen Zeichen und Bezeichnetem ist pure Konvention, sonst haben beide nichts miteinander zu tun. Aber natürlich ist es nicht egal, wie man etwas bezeichnet. Die Bezeichnung eines Dings sagt oft etwas über das Ding aus, und diese Aussage kann richtig oder falsch sein. Eine Transitzone wäre ein Bereich, der möglichst glatt zu passieren ist. »Transit« kommt vom lateinischen Verb für hinübergehen oder hindurchgehen. Eine Transitzone soll aber gerade verhindern, dass Flüchtlinge die Grenze überqueren. In den seit Jahren eingerichteten »Transitzonen« an Flughäfen werden Asylsuchende in Gefängnissen interniert. Auch »Zone« ist daher ein in diesem Zusammenhang zumindest irreführend unspezifischer Ausdruck. »Transitzonen« sind keine Transitzonen. – Tobias Hürter

Na logisch! Der Pappkamerad

Na logisch #3: Der Pappkamerad. Kolumne von Daniel-Pascal Zorn Wenn Sie mit jemandem ernsthaft über ein Thema diskutieren und auf seine oder ihre Argumente antworten wollen, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Die erste Möglichkeit besteht darin, sich auf den Wortlaut seines Arguments zu beziehen. Die zweite Möglichkeit ist, sein Argument noch einmal mit eigenen Worten zu wiederholen und auf diese Wiederholung zu antworten. Die erste Möglichkeit führt oft zu Nebendiskussionen über Formulierungen, die als „Wortklaubereien“ wahrgenommen werden. Die Wiedergabe eines Arguments mit eigenen Worten, so die Vorstellung, zeigt an, dass man es auch richtig verstanden hat.

HOHE LUFTpost – Sind wir selbstlos genug für selbstfahrende Autos?

HOHE LUFTpost vom 06.11.2015: Sind wir selbstlos genug für selbstfahrende Autos? Mehrere große Konzerne, allen voran Google, entwickeln Autos, die sich selbst steuern – und sie funktionieren erstaunlich gut. Die technischen Probleme scheinen größtenteils gelöst. Die ethischen noch nicht. Ein Argument für selbstfahrende Autos ist, dass sie die Zahl der Verkehrstoten senken. Je weniger Tote, desto besser – klar, oder? Zumindest, solange man selbst nicht dazugehört. Aber stellen Sie sich eine Situation vor, in der Ihr selbstfahrendes Auto die Wahl hat, entweder in eine Gruppe Fußgänger zu rasen, oder gegen eine Mauer zu fahren. Welche Entscheidung würden Sie sich von Ihrem Auto wünschen? In einem gerade erschienen Forschungspapier untersuchen amerikanische und französische Ökonomen und Psychologen solche hypothetischen Verkehrssituationen. Sie haben auch eine Umfrage gemacht, und siehe da: Die meisten Befragten sprachen sich für Autos aus, die die Zahl der Toten stets minimieren, egal ob die eigenen Insassen dazugehören oder nicht. Stellen wir uns nun aber vor, die autonomen Autos hätten einen zuschaltbaren »Selbstschutzmodus«, in dem sie in kritischen Situationen jede Möglichkeit nutzen, das Leben ihrer Insassen zu retten. …

Na logisch! Der dogmatische Fehlschluss

Der dogmatische Fehlschluss Na logisch! Folge 2 der Logik-Kolumne von Daniel-Pascal Zorn.  Wer schon einmal versucht hat, mit jemandem zu diskutieren, der davon überzeugt ist, von Vorneherein recht zu haben, der weiß, wie frustrierend das sein kann: Jedes unserer Gegenargumente wird mit dem Hinweis auf eine Annahme zurückgewiesen, die unser Gegenüber schon als richtig anerkannt hat. Entsprechend enden solche Diskussionen oft auch eher unschön: weil wir uns aus der Sicht des ‚Rechthabers‘ weigern, seine richtige Position anzuerkennen, gelten wir schnell als ‚verblendet‘ oder irrational.

HOHE LUFTpost – Kant und die Flüchtlinge

HOHE LUFTpost vom 16.10.2015: Kant und die Flüchtlinge Was hätte Immanuel Kant zur Debatte um den Umgang mit den Flüchtlingen gesagt? Schon die Frage ist dubios, schließlich ist Kant seit mehr als 200 Jahren tot und kann sich nicht gegen Vereinnahmungen wehren. Aber sie liegt nun mal auf dem Tisch. Angefangen hatte der Berliner Philosoph und Vielredner Byung-Chul Han, der die Flüchtlingspolitik vieler europäischer Staaten als rein eigennützig und daher im Sinne Kants zwar rational, aber unvernünftig kritisierte. Konservative Debattierer hielten dem entgegen, Kant habe in seiner Schrift »Zum ewigen Frieden« Flüchtlingen zwar ein Besuchsrecht zugesprochen, aber kein Bleiberecht. Als Kant lebte, war Europa durch die Feldzüge Napoleons aufgemischt, die Sehnsucht nach Frieden war groß. Flüchtlinge waren damals mindestens so präsent wie heute, und ihre Behandlung, zum Beispiel der Umgang mit vertriebenen Juden, entsprach keineswegs immer Kants Vorstellungen von Menschlichkeit. In »Zum ewigen Frieden« suchte Kant nach den Bedingungen für stabile, friedliche Verhältnisse. Dazu zählte er auch ein »Recht der Hospitalität«: Zwar dürfen Staaten Besucher ablehnen, aber nicht gewaltsam, und nicht, wenn es zu deren …