Alle Artikel in: Kolumne

Na logisch! Der Fehlschluss der goldenen Mitte

Logik-Kolumne von Daniel-Pascal Zorn: Der Fehlschluss der goldenen Mitte Stellen Sie sich vor, Sie sind König eines kleinen, aber fruchtbaren Landes in grauer Vorzeit im Nahen Osten. Eines Tages kommen zwei Frauen mit einem Baby vor Ihren Thron und behaupten jeweils, die wahre Mutter des Kleinen zu sein. Wie würden Sie entscheiden?

HOHE LUFTpost – Kunst, Kontext und Jan Böhmermann

HOHE LUFTpost vom 15. April 2016: Kunst, Kontext und Jan Böhmermann Vor hundert Jahren vollbrachte Marcel Duchamp ein Wunder: Er hob ein gewöhnliches Pinkelbecken (unbenutzt) auf einen Sockel – und es ward Kunst. Mit seinen »Readymades« stürzte er die Kunst in eine Krise, die zu einem gründlich neuen Verständnis dessen führte, was Kunst überhaupt ist. Eine der Lehren von damals war, dass alles vom Kontext abhängt. Von zwei physikalisch gleichen Objekten kann eines ein Kunstwerk und das andere nicht, nur weil wir unterschiedlich mit ihnen umgehen.

Na logisch! Der genetische Fehlschluss IV: Der Naturalistische Fehlschluss

Logik-Kolumne von Daniel-Pascal Zorn. Der genetische Fehlschluss IV: Der Naturalistische Fehlschluss Den Abschluss meiner vierteiligen Reihe zu den genetischen Fehlschlüssen bildet der wohl bekannteste unter ihnen: Der naturalistische Fehlschluss. In der aktuellen Diskussion begegnet er uns in mannigfaltiger Weise: Von der religiös motivierten Behauptung, Homosexualität sei ‚widernatürlich‘, über die populärwissenschaftliche Behauptung, der Mensch sei durch seine Gene, seine Triebe oder evolutionär erfolgreiche Strategien quasi programmiert, bis hin zum vermeintlich natürlichen ‚Recht des Stärkeren‘ oder authentischen Leben, das sich gegen jede menschliche Gesetzgebung und jede kulturelle Überformung durchzusetzen vermag.

Einfach weil es schön ist

»Schöne Gedanken« – Einfach weil es schön ist Achten Sie auf Ihr Aussehen, wenn niemand hinschaut? Allgemeiner gefragt: Tun sie Dinge, nur weil sie schön sind? Nicht, weil es nützlich ist, sie zu tun, oder weil es bequem oder angenehm ist, oder um irgendwen zu beeindrucken – sondern aus purer Schönheit? Wir stehen erstaunlich selten vor dieser Frage. Schönheit bringt meistens was. Mit ihr kann man beispielsweise Geld verdienen oder die Gunst seiner Mitmenschen gewinnen. Ich bin überzeugt, dass die Schönheit ein mächtiger Treiber unseres Tuns ist, auch wenn wir dazu neigen, statt ihrer eher »handfeste« Vorteile anzuführen, um unsere Handlungen zu begründen. Schönheit ist sozusagen der Hintergrund unseres Tuns. – Tobias Hürter

HOHE LUFTpost – Grenzen trennen – und verbinden

HOHE LUFTpost vom 04.03.2016: Grenzen trennen – und verbinden Grenzen haben etwas Trennendes und etwas Verbindendes. An ihnen berühren sich zwei Dinge, und an ihnen unterscheiden sie sich. Der Grenzübergang am Brenner hat für jene Menschen, die nördlich davon leben, eine besondere Bedeutung. Er ist ihr Tor zur Sonne, zur Kultur und Lebensart, nach der sie sich manchmal sehnen. Bisher war dort eine offene Grenze: eine Grenze, die verbindet. Nun, im Zuge der Flüchtlingskrise, hat die österreichische Regierung angekündigt, den Brenner »dichtzumachen«. Es soll strenge Personenkontrollen geben. Sogar Zäune sind im Gespräch. Das ist nicht nur etwas, das an der Grenze geschieht – es verändert die Grenze in ihrem Wesen. Aus der verbindenden Grenze wird wieder eine trennende. Was für ein Rückschritt. – Tobias Hürter

Hühner mögen schöne Menschen

Kolumne »Schöne Gedanken« – heute: die Hühner-Schönheits-Jury Schöne Menschen haben es leichter – auch bei Hühnern. Das haben Biologen in einer Studie gezeigt, in der sie die Reaktion von Hühnern auf menschliche Gesichter untersuchten. Stefano Ghirlanda und seine Kollegen von der Universität Stockholm legten ihren gefiederten Probandinnen Fotos von menschlichen Gesichtern vor, die zuvor auf ihre Attraktivität hin bewertet worden waren, und beobachteten, wie stark die Hühner auf den Bildern herumpickten – ein Maß dafür, wie anziehend sie ein Bild fanden. Tatsächlich stimmten die Hühner in ihren Bewertungen weitgehend mit den Menschen überein. Dieser Befund ist nicht nur für Hühnerhalter von Bedeutung, er ist auch ein Hinweis darauf, dass das menschliche Schönheitsempfinden kein rein kulturelles Phänomen ist. – Tobias Hürter

Na logisch! Der genetische Fehlschluss III: Der Traditions-Fehlschluss

Logik-Kolumne von Daniel-Pascal Zorn: Der genetische Fehlschluss III – Der Traditions-Fehlschluss (und der identitäre Denkfehler) „Früher war alles besser.“ Wer hat diesen Satz nicht schon einmal gehört und mit den Augen gerollt? Oder ihn gesagt, um den neumodischen Augenrollern etwas entgegenzusetzen? „Früher war alles besser.“ Diese Einstellung findet sich in der antiken Mythologie ebenso wie in der Bibel: Hätte man nur nicht auf die Schlange gehört, dann wäre man immer noch im Paradies. Wäre man nur den Göttern treu geblieben, dann würde man sich immer noch im goldenen Zeitalter befinden. „Früher war alles besser“ – das soll vermitteln: Traditionsbewusstsein, Versicherung des eigenen Selbstverständnisses, Kritik am Heute mit den Mitteln des Gestern.

Na logisch! Der genetische Fehlschluss II: Der Ad-populum-Fehlschluss

Logik-Kolumne von Daniel-Pascal Zorn. Dieses Mal: Der genetische Fehlschluss II: Der Ad-populum-Fehlschluss Die heutige Kolumne beginnt mit einer Geschichte aus dem alten China, aus der Zeit der streitenden Reiche. Ein Minister des Reiches Wei, Pang Tsung, begleitete den Prinzen dieses Reiches in das nördliche Nachbarreich Zhao (die Kronprinzen wurden untereinander ausgetauscht, um den gegenseitigen Friedensvertrag zu garantieren). Weil der Minister um seine zukünftige Stellung besorgt war, stellte er auf dem Weg dem König ein paar Fragen. „Wenn ein Mann sagen würde, dass auf einem belebten Marktplatz ein Tiger ist, würdet Ihr ihm glauben?“ Der König verneinte. „Und wenn zwei Männer sagen würden, dass da ein Tiger ist?“ „Dann wäre ich immer noch skeptisch“, sagte der König. „Und wenn ein dritter Mann die Geschichte der beiden anderen bestätigen würde?“ Der König antwortete: „Dann würde ich ihnen glauben.“ Der Minister sagte: „Aber auf einem belebten Marktplatz, auf dem die Menschen ihren Geschäften nachgehen, ist offensichtlich kein Tiger – und doch erscheint es nach den drei Aussagen so, als wäre da ein Tiger. Nun ist die Hauptstadt weiter …

Mit Herz oder Hirn?

»Schöne Gedanken« Wie treffen Sie Entscheidungen, mit dem Herzen oder mit dem Gehirn? Es gibt dazu die Geschichte eines jungen Mannes, der zwischen zwei Frauen steht. Für welche soll er sich entscheiden? Ein Freund rät ihm, eine Pro-Contra-Liste zu schreiben. Er zieht also einen Strich über ein Blatt Papier, schreibt links die Vorteile der einen Frau hin, rechts die Vorteile der anderen Frau, und zählt zusammen. Die eine Frau hat mehr Punkte. In diesem Moment weiß der Mann, welche die richtige ist: die andere! Diese Geschichte zeigt: Bei schwierigen Entscheidungen müssen beide mitspielen, Herz und Gehirn. Und ihr Zusammenspiel nimmt manchmal überraschende Wendungen. – Tobias Hürter

Na logisch! Der genetische Fehlschluss I: Das Autoritätsargument

Logik-Kolumne von Daniel-Pascal Zorn. Heute: Der genetische Fehlschluss I: Das Autoritätsargument Wann immer ein Unglück geschieht, eine Katastrophe über uns hereinbricht, ein Skandal oder eine Affäre aufgedeckt werden – einer ist immer da, um das alles für uns einzuordnen: Der Experte. Es gibt Terrorexperten, Nahost- und Fernostexperten, Experten für jede wirtschaftliche und militärische Großmacht, Außenpolitik- und Geheimdienstexperten. Wir lauschen den wohlinformierten Analysen von Wirtschaftsexperten und Gesundheitsexperten, Nahrungsmittelwissenschaftlern und Politikwissenschaftlern, Migrationsforschern, Historikern, Islamwissenschaftlern – und ja, manchmal, eher selten, auch einem Philosophen.