Autor: HOHE LUFT Magazin

Demokratie auf ägyptisch

Merkwürdige Bilder kamen gestern und heute aus Kairo zu uns. Auf den Straßen und Plätzen demonstrierten die Menschen für die Demokratie. Einige warfen Molotov-Cocktails, einige stürmten das Hauptquartier der Muslim-Brüder. Hubschrauber der Armee überflogen die Menge, sie zogen Nationalfahnen hinter sich her. Die Menge jubelte ihnen zu. Tags drauf setzte das Militär den Präsidenten ab und erklärte die Verfassung für ausgesetzt. Ist das Demokratie? Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Verteidigungsminister beteuert, mit der gewaltsamen Beendigung der Präsidentschaft Mursis dem Volkswillen entsprochen zu haben. Doch das Volk hatte Mursi vor einem Jahr erst gewählt. Formal zumindest hatte er die Demokratie auf seiner Seite. Nun kann man ihm unterstellen, selbst nicht der eifrigste Demokrat zu sein. Die ägyptische Demokratie war ihm ein Mittel, um an die Macht zu kommen. Andererseits müssen eifrige Demokraten akzeptieren können, dass die Dinge anders laufen, als sie es gut fänden – auch die Gegner Mursis. Der Sturz Mursis war kein souveräner Akt des „demos“: des Volkes. Er war ein Militärputsch. Wer ihn begrüßt, gesteht damit zu, dass es manchmal wichtigere Dinge gibt …

„Gerechtigkeit ist ein ständiger Prozess“
HOHE LUFT-Interview mit Rainer Forst

Wenn sich wohlhabende Gesellschaften beispielsweise dazu durchringen, das zu leisten, was man früher »Entwicklungshilfe« nannte und heute etwas schöner »Entwicklungszusammenarbeit«, also einen – kleinen – Teil ihres Wohlstands großzügig abzugeben, dann hat das nichts mit Gerechtigkeit zu tun, wenn dies nicht im Bewusstsein geschieht, dass der Wohlstand hier historisch und aktuell mit der Armut dort zu tun hat und die Strukturen, die dies bedingen, zu ändern sind. Man kann immer noch sagen, dass es besser ist, solche Hilfe zu leisten, als sie nicht zu leisten. Die Gerechtigkeit wird aber dadurch nicht berührt, wenn nicht die existierenden Strukturen der Abhängigkeit infrage gestellt werden. Im HOHE LUFT-Interview spricht der Philosoph Rainer Forst darüber, wie wir Menschen miteinander umgehen sollten. (PDF, HOHE LUFT 4/2013) Sie würden die Gedanken von Rainer Forst gern ergänzen? Sie haben eine völlig andere Vorstellung von Gerechtigkeit? Dann machen Sie mit beim großen HOHE LUFT-Schreibwettbewerb zum Thema „Gerechtigkeit“. Alles über den Wettbewerb finden Sie hier.

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Neu – aber nicht liberal

Der Begriff Neoliberalismus steht heute für praktisch alles, was wir an unserem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem böse finden. Man denkt an die Finanz- und Eurokrise, die Zockerei der Banker und aberwitzig hohe Managergehälter, an Profitgier und rücksichtslosen Egoismus. Neoliberalismus, das ist ein Kampfbegriff, den man je nach Bedarf verwenden kann. Man kann darin eine Ideologie sehen, ein Bündel politischer Maßnahmen, eine Verschwörung undurchsichtiger Eliten – oder gar eine Art Monster, wie Frank Schirrmacher in seinem Buch „Ego“. Man kann aber auch versuchen, den Begriff selbst aufzuhellen und zu rekonstruieren, welche Ideen und Vorstellungen eigentlich dahinterstecken. Thomas Vašek, HOHE LUFT 4/2013 Lesen Sie hier den vollständigen Artikel „Neu – aber nicht liberal“. (PDF)

Was ist ein „Ich“?

Im Gegensatz zu Tieren kann der Mensch „Ich“ zu sich sagen. Aber was bedeutet das eigentlich genau? Schließlich verändern wir uns ständig – und bleiben irgendwie doch dieselbe Person. Wie ist das möglich? Ist es vielleicht meine Seele, die mich zu dem macht, was ich bin? Aber wenn ich meine Seele in ein Schwein einpflanzen würde, dann wäre ich doch nicht das Schwein?! Oder etwa doch? Oder bilde ich mir dieses Selbst vielleicht nur ein? Und welche Rolle spielen die Geschichten, die ich über mich selbst erfinde? Über diese Fragen diskutierte HOHE LUFT-Chefredakteur Thomas Vašek mit dem Kulturwissenschaftler Nicolas Dierks bei der letzten HOHE LUFT_live-Veranstaltung. Das ganze Gespräch können Sie hier anhören. Die nächste HOHE LUFT_live-Veranstaltung findet am 3. Juli in der modern life school in Hamburg statt. Das Thema lautet „Arbeit“.

Wie viel Neugier ist erlaubt?

Sie sitzen im Zug von Hamburg nach Lüneburg. Drei Männer mittleren Alters, ausgerüstet mit Sonnenhüten und Kameras. Einer sagt: „Mal sehen, wie weit wir an die Elbe rankommen.“ „Da bin ich auch gespannt“, sagt ein anderer. „Ob der Bus überhaupt noch so weit fährt? Vielleicht ist ja schon alles abgesperrt.“ Katastrophentouristen auf dem Weg zu einer großen Show: dem Hochwasser an der Elbe.

Das Diogenes-Projekt

Was macht glücklicher? Überfluss oder Verzicht? Der Detmolder Literaturwissenschaftler und Philosoph Sven Stemmer will sechs Monate in einem Bauwagen leben, der auf dem Campus der Hochschule Ostwestfalen-Lippe steht. „Es geht um die Frage, wie viel man zum Leben braucht“, erklärt Stemmer sein Experiment. In seinem Blog kann man mit ihm über seine Erfahrungen diskutieren und zur Einstimmung u. a. den Vortrag von Erich Fromm „Überfluss und Überdruss“ aus dem Jahr 1970 anhören. Nun kann man sich fragen, ob es in einer derartigen Laborsituation überhaupt möglich ist, sich auf die Suche nach einem zufriedenen Leben zu begeben. Doch als Anregung, den eigenen Lebensstil zu überdenken, taugt das Experiment allemal. Brauchen wir wirklich immer das neueste Smartphone? Müssen wir unbedingt zehn Jeanshosen im Schrank haben? Geht es uns nur gut, wenn auf dem Frühstückstisch fünf verschiedene Sorten Marmelade stehen? Wie wenig ist genug? Wie viel ist wirklich nötig? Und wovon hängt unsere eigene Zufriedenheit ab? Was brauchen wir, damit unser Leben erfüllt ist? Fragen, denen man auch ohne Bauwagen jederzeit im eigenen Alltag nachgehen kann. – Katharina …

Fressen oder Freiheit?

Luxus – für den einen sind das gute Jahrgänge, teure Düfte und schwere Klunker, für den anderen ein Termin beim Friseur oder ein Urlaubstag extra. Luxus ist all das, was man genießt, obwohl es eigentlich verzichtbar wäre. Wenn ein Milliardär sich seine dritte Jacht kauft, nennt er das Luxus. Für viele Familien in Malawi hingegen bedeutet Luxus, ihren Kindern die 90 Euro Schulgeld im Jahr zu bezahlen. Offenbar kann alles zum Luxus werden, wenn man den passenden Blickwinkel einnimmt. Ist Luxus aber wirklich so relativ? Oder gibt es auch etwas, das niemals Luxus ist? In dem Artikel „Fressen oder Freiheit?“ (PDF, HOHE LUFT 04/2013) geht Robin Droemer diesen Fragen nach.

Die neue HOHE LUFT ist da!

Am 23.05. kommt die neue HOHE LUFT in den Handel – mit einer bemerkenswerten Frage: Was ist guter Sex? Das Thema wurde  lange Zeit von der Philosophie verpönt oder komplett ignoriert. Dabei lohnt es sich, dem Sex philosophisch nachzuspüren. Es ist nämlich gar nicht so klar, was Sex überhaupt ist – geschweige denn, was guten Sex ausmacht. Außerdem in der neuen Ausgabe: Rainer Forst spricht im Interview über Gerechtigkeit. Wie liberal ist Neoliberalismus? Was haben Roboter mit Ethik zu tun? Und: Wenn zu viel Freiheit uns die Freiheit nimmt.