Autor: HOHE LUFT Magazin

Na logisch! Der Pappkamerad

Na logisch #3: Der Pappkamerad. Kolumne von Daniel-Pascal Zorn Wenn Sie mit jemandem ernsthaft über ein Thema diskutieren und auf seine oder ihre Argumente antworten wollen, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Die erste Möglichkeit besteht darin, sich auf den Wortlaut seines Arguments zu beziehen. Die zweite Möglichkeit ist, sein Argument noch einmal mit eigenen Worten zu wiederholen und auf diese Wiederholung zu antworten. Die erste Möglichkeit führt oft zu Nebendiskussionen über Formulierungen, die als „Wortklaubereien“ wahrgenommen werden. Die Wiedergabe eines Arguments mit eigenen Worten, so die Vorstellung, zeigt an, dass man es auch richtig verstanden hat.

Verantwortung für Flüchtlinge

Verantwortung für Flüchtlinge. Die moralische Macht der Bilder über das Bewusstsein Wie ist eine Ethik der Hilfsbereitschaft denkbar? Der französisch-litauische Philosoph Emmanuel Lévinas sah in der Erfahrung des anderen Gesichts eine Grundlage für ethisches Handeln. Hans-Martin Schönherr-Mann, Professor für politische Philosophie an der LMU in München, darüber, wie uns diese Ethik angesichts der Flüchtlingsdramas an unsere Verantwortung erinnert. 

HOHE LUFTpost – Sind wir selbstlos genug für selbstfahrende Autos?

HOHE LUFTpost vom 06.11.2015: Sind wir selbstlos genug für selbstfahrende Autos? Mehrere große Konzerne, allen voran Google, entwickeln Autos, die sich selbst steuern – und sie funktionieren erstaunlich gut. Die technischen Probleme scheinen größtenteils gelöst. Die ethischen noch nicht. Ein Argument für selbstfahrende Autos ist, dass sie die Zahl der Verkehrstoten senken. Je weniger Tote, desto besser – klar, oder? Zumindest, solange man selbst nicht dazugehört. Aber stellen Sie sich eine Situation vor, in der Ihr selbstfahrendes Auto die Wahl hat, entweder in eine Gruppe Fußgänger zu rasen, oder gegen eine Mauer zu fahren. Welche Entscheidung würden Sie sich von Ihrem Auto wünschen? In einem gerade erschienen Forschungspapier untersuchen amerikanische und französische Ökonomen und Psychologen solche hypothetischen Verkehrssituationen. Sie haben auch eine Umfrage gemacht, und siehe da: Die meisten Befragten sprachen sich für Autos aus, die die Zahl der Toten stets minimieren, egal ob die eigenen Insassen dazugehören oder nicht. Stellen wir uns nun aber vor, die autonomen Autos hätten einen zuschaltbaren »Selbstschutzmodus«, in dem sie in kritischen Situationen jede Möglichkeit nutzen, das Leben ihrer Insassen zu retten. …

Neues Sonderheft: Große Momente der Philosophiegeschichte

HOHE LUFT kompakt #2 Am 07. November erscheint unser zweites Sonderheft über »Die großen Momente der Philosophiegeschichte«. Wer waren die Personen hinter den weltbekannten Theorien? Wie kamen die großen Philosophen auf ihre Ideen? Wer oder was beeinflusste ihr Denken? In 11 Portraits von Platon und Aristoteles über Augustinus bis hin zu Wittgenstein und Popper präsentieren wir Ihnen Abenteuer des Denkens. Der Philosoph und Autor Richard David Precht berichtet im Interview von seinem neuen philosophiegeschichtlichen Buchprojekt und hat dazu die Einleitung des Heftes verfasst. Außerdem spricht der US-Philosophiehistoriker Peter Adamson über die Lücken der Philosophiegeschichte und die Frage nach dem Fortschritt in der Philosophie. Hier können Sie das Heft versandkostenfrei bestellen. Wir wünschen viel Freude beim Lesen!

HOHE LUFTpost – Die »abscheuliche« Folgerung

HOHE LUFTpost vom 30.10.15: Die »abscheuliche« Folgerung Soll man Kinder kriegen? Für viele Menschen bedeutet diese Frage einen Scheideweg in ihrem Leben. Auch Philosophen denken darüber nach. Der Ethiker Torbjörn Tännsjö, Professor an der Universität Stockholm, hat gerade einen Essay dazu veröffentlicht. Er kommt zu dem, was in der Philosophie »die abscheuliche Folgerung« (repugnant conclusion) genannt wird: Kinderkriegen ist eine moralische Pflicht. Möglichst viele Kinder! Wer sich der ungebremsten Fortpflanzung verweigert, handele schlecht. Tännsjös Argument ist ziemlich einfach: Das Leben der meisten Menschen ist überwiegend glücklich. Wer Menschen in die Welt setzt, vermehrt also das Glück. Wer sie aber ungezeugt lässt, verwehrt ihnen das Glück. Klingt recht einleuchtend – allerdings kommen sogenannte Antinatalisten nach demselben Muster zum entgegengesetzten Schluss: Kinderkriegen ist schlecht. Denn leben bedeute leiden, wer also Kinder in die Welt setzt, vermehrt das Leid. Wer hat nun recht, Natalisten oder Antinatalisten? Keiner von beiden. Die moralisch optimale Kinderzahl variiert von Mensch zu Mensch und liegt meist weder bei Null noch bei Unendlich, sondern irgendwo dazwischen. Der Fall der »abscheulichen« Folgerung und ihres Gegenstücks offenbart den …

J’accuse – Eine Antwort auf Vittorio Klostermann

Der US-Ideenhistoriker Richard Wolin zählt zu den weltweit führenden Heidegger-Forschern. Nachdem er sich im März in einem Interview mit HOHE LUFT kritisch über die Heidegger-Gesamtausgabe äußerte, nahm der Verleger Vittorio Klostermann dazu Stellung und verteidigte die Ausgabe als »verlässlich«. Hier antwortet nun Wolin abermals auf Klostermann und nennt die Heidegger-Gesamtausgabe einen »Wissenschaftsskandal«. 

Na logisch! Der dogmatische Fehlschluss

Der dogmatische Fehlschluss Na logisch! Folge 2 der Logik-Kolumne von Daniel-Pascal Zorn.  Wer schon einmal versucht hat, mit jemandem zu diskutieren, der davon überzeugt ist, von Vorneherein recht zu haben, der weiß, wie frustrierend das sein kann: Jedes unserer Gegenargumente wird mit dem Hinweis auf eine Annahme zurückgewiesen, die unser Gegenüber schon als richtig anerkannt hat. Entsprechend enden solche Diskussionen oft auch eher unschön: weil wir uns aus der Sicht des ‚Rechthabers‘ weigern, seine richtige Position anzuerkennen, gelten wir schnell als ‚verblendet‘ oder irrational.

Die Freiheit zum Irren, mit Heidegger

Der französische Semiotiker François Rastier über die Schrift »Irrnisfuge« des Philosophen Peter Trawny, Mitherausgeber der Heidegger-Gesamtausgabe und maßgeblich beteiligt an der Diskussion um Heideggers Antisemitismus in seinen »Schwarzen Heften«. Rastiers neues Buch »Naufrage d’un prophete« ist vor Kurzem erschienen und befasst sich mit heutiger Heidegger-Rezeption radikaler Theoretiker aus dem linken und rechten Spektrum. 

HOHE LUFTpost – Künstliche Intelligenz – und Weisheit

HOHE LUFTpost vom 23.10.15: Künstliche Intelligenz – und Weisheit Kinder übertreffen irgendwann ihre Eltern, und Computer ihre Erbauer – und dieser Moment scheint nah zu sein. In einem Ausmaß, das noch vor ein paar Jahren unvorstellbar war, übertrifft künstliche Intelligenz die menschliche. Längst nicht nur beim Schachspielen und Autofahren: Jetzt haben MIT-Forscher eine »Data Science Machine« entwickelt, die versteckte Muster in großen Datenmengen findet, besser als die besten menschlichen Spezialisten. Und wann kommt die künstliche Philosophie? Das dürfte noch eine Weile dauern. Schon Aristoteles stellte klar, dass Philosophie die Liebe zu sophia (Weisheit) ist, nicht zu episteme (Know-what) oder techne (Know-how). Weisheit ist mehr als Wissen. Man könnte sie in erster Näherung als »Wissen, um gut zu leben« charakterisieren. Sie umfasst deklaratives, performatives und ethisches Wissen. Philosophie schwebt also nicht über dem Wissen, das Wissenschaft, Technik und künstliche Intelligenz liefern, aber sie verbindet es mit geistigen Dimensionen, die darüber hinausgehen. Was macht einen weisen Menschen aus? Nicht so einfach zu sagen. Neben Wissen auch Erfahrung, ethische Intuition und »der große Blick«. Philosophische Computer? Unvorstellbar. Aus heutiger Sicht. – …