Autor: HOHE LUFT Magazin

»Die größte Gefahr des Internets ist, dass es sich selbst abschafft.«

Gilbert Dietrich ist Philosoph, Personalmanager bei der Musik-Streaming-Seite SoundCloud in Berlin und hat den Blog geistundgegenwart gegründet. Im aktuellen Heft spricht HOHE LUFT-Autorin Rebekka Reinhard mit ihm über das Fokusthema »Globale Vernetzung«. Die Langfassung des Interviews lesen Sie hier.

HOHE LUFTpost – Politik und Emotionen

HOHE LUFTpost vom 18.03.2016: Politik und Emotionen Vergangenen Sonntag wurde in drei deutschen Bundesländern gewählt, in den USA tobt der Präsidentschaftswahlkampf – und diesseits und jenseits des Atlantiks sind es die Emotionen, die die Politik beherrschen. Die am Sonntag so erfolgreiche AfD hat bisher nicht einmal ein Parteiprogramm. Der US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump scheint auf einer Welle der Sympathie zu schwimmen, aber klare politische Positionen sind bei ihm nicht erkennbar. Angesichts all der Wut, Angst und Empörung, all des Trotzes und Entsetzens kann man schon mal die Sehnsucht nach mehr Sachlichkeit erwachen. Zurück zur Sache also? So einfach ist es nicht. Emotionen haben ihren Platz in der Politik. In der Titelgeschichte der aktuellen HOHEN LUFT argumentieren wir dafür, dass komplexe Entscheidungen stets mit dem Kopf, dem Bauch und dem Herzen getroffen werden. Mit purer Ratio kommt man nicht weit, auch nicht in der Politik. Eine emotionslose Politik wäre Technokratie. Erst Emotionen machen einen Politiker glaubwürdig. Eindrucksvolles Beispiel: Willy Brandts Kniefall 1970 in Warschau. Wo aber Emotionen nur als taktisches Instrument eingesetzt werden, um einen Mangel an …

Einfach weil es schön ist

»Schöne Gedanken« – Einfach weil es schön ist Achten Sie auf Ihr Aussehen, wenn niemand hinschaut? Allgemeiner gefragt: Tun sie Dinge, nur weil sie schön sind? Nicht, weil es nützlich ist, sie zu tun, oder weil es bequem oder angenehm ist, oder um irgendwen zu beeindrucken – sondern aus purer Schönheit? Wir stehen erstaunlich selten vor dieser Frage. Schönheit bringt meistens was. Mit ihr kann man beispielsweise Geld verdienen oder die Gunst seiner Mitmenschen gewinnen. Ich bin überzeugt, dass die Schönheit ein mächtiger Treiber unseres Tuns ist, auch wenn wir dazu neigen, statt ihrer eher »handfeste« Vorteile anzuführen, um unsere Handlungen zu begründen. Schönheit ist sozusagen der Hintergrund unseres Tuns. – Tobias Hürter

HOHE LUFTpost – Wahre Lügen

HOHE LUFTpost – Wahre Lügen (11.03.2016) Was sagen Sie: Kann man lügen, obwohl man die Wahrheit sagt? Das ist eine uralte Frage, die gerade wieder kontrovers unter Philosophen diskutiert wird. Nehmen wir ein konkretes Szenario: Jakobs Freundin Marie hat kürzlich Belege für einen schweren staatlichen Korruptionsfall im Internet veröffentlicht. Geheimagenten suchen Jakob auf und fragen ihn, wo Marie sich aufhält, um sie festzunehmen. Jakob glaubt, sie sei bei ihrem Bruder, und sagt den Agenten: »Sie ist im Gemüseladen.« Tatsächlich ist Marie im Gemüseladen. Hat Jakob nun gelogen, oder hat er nur vergeblich versucht, zu lügen? Dazu haben Philosophen gleich mehrere Umfragen durchgeführt. Es zeigt sich: Die Sache ist vertrackter, als sie auf den ersten Blick scheint. Die Resultate finden Sie hier im Blog des Philosophen Thomas Nadelhoffer. Bevor Sie draufklicken, bilden Sie sich selbst eine Meinung! – Tobias Hürter

HOHE LUFTpost – Grenzen trennen – und verbinden

HOHE LUFTpost vom 04.03.2016: Grenzen trennen – und verbinden Grenzen haben etwas Trennendes und etwas Verbindendes. An ihnen berühren sich zwei Dinge, und an ihnen unterscheiden sie sich. Der Grenzübergang am Brenner hat für jene Menschen, die nördlich davon leben, eine besondere Bedeutung. Er ist ihr Tor zur Sonne, zur Kultur und Lebensart, nach der sie sich manchmal sehnen. Bisher war dort eine offene Grenze: eine Grenze, die verbindet. Nun, im Zuge der Flüchtlingskrise, hat die österreichische Regierung angekündigt, den Brenner »dichtzumachen«. Es soll strenge Personenkontrollen geben. Sogar Zäune sind im Gespräch. Das ist nicht nur etwas, das an der Grenze geschieht – es verändert die Grenze in ihrem Wesen. Aus der verbindenden Grenze wird wieder eine trennende. Was für ein Rückschritt. – Tobias Hürter

Hühner mögen schöne Menschen

Kolumne »Schöne Gedanken« – heute: die Hühner-Schönheits-Jury Schöne Menschen haben es leichter – auch bei Hühnern. Das haben Biologen in einer Studie gezeigt, in der sie die Reaktion von Hühnern auf menschliche Gesichter untersuchten. Stefano Ghirlanda und seine Kollegen von der Universität Stockholm legten ihren gefiederten Probandinnen Fotos von menschlichen Gesichtern vor, die zuvor auf ihre Attraktivität hin bewertet worden waren, und beobachteten, wie stark die Hühner auf den Bildern herumpickten – ein Maß dafür, wie anziehend sie ein Bild fanden. Tatsächlich stimmten die Hühner in ihren Bewertungen weitgehend mit den Menschen überein. Dieser Befund ist nicht nur für Hühnerhalter von Bedeutung, er ist auch ein Hinweis darauf, dass das menschliche Schönheitsempfinden kein rein kulturelles Phänomen ist. – Tobias Hürter

Na logisch! Der genetische Fehlschluss III: Der Traditions-Fehlschluss

Logik-Kolumne von Daniel-Pascal Zorn: Der genetische Fehlschluss III – Der Traditions-Fehlschluss (und der identitäre Denkfehler) „Früher war alles besser.“ Wer hat diesen Satz nicht schon einmal gehört und mit den Augen gerollt? Oder ihn gesagt, um den neumodischen Augenrollern etwas entgegenzusetzen? „Früher war alles besser.“ Diese Einstellung findet sich in der antiken Mythologie ebenso wie in der Bibel: Hätte man nur nicht auf die Schlange gehört, dann wäre man immer noch im Paradies. Wäre man nur den Göttern treu geblieben, dann würde man sich immer noch im goldenen Zeitalter befinden. „Früher war alles besser“ – das soll vermitteln: Traditionsbewusstsein, Versicherung des eigenen Selbstverständnisses, Kritik am Heute mit den Mitteln des Gestern.

HOHE LUFTpost – Bund hört mit

HOHE LUFTpost vom 26.02.2016: Bund hört mit Stellen wir uns vor, es wäre der Kriminalpolizei erlaubt, verdächtigen Personen heimlich kleine Sonden ins Gehirn zu schleusen, die ihre Gedanken lesen. Wer eine Straftat plant, könnte gleich erkannt und daran gehindert werden, sie auszuführen. Dennoch ist es aus gutem Grund nicht erlaubt. Seine Gedanken gehören jedem Menschen allein. Niemand hat das Recht, dort hineinzuschauen, schon gar nicht die Staatsbehörden. Aber etwas Vergleichbares ist der Kriminalpolizei jetzt tatsächlich erlaubt. Der Bundestrojaner ist fertig, und die Regierung hat dem Bundeskriminalamt grünes Licht gegeben, ihn auf unsere Computer und Smartphones loszulassen. Diese Geräte sind längst mehr als Kommunikationsmittel. Sie sind Teil von uns geworden. Das ist die »Extended Mind«-These, die die Philosophen Andy Clark und David Chalmers vertreten. »Ein Teil meines Geistes befindet sich auf meinem iPhone«, sagte David Chalmers im Jahr 2013 im Gespräch mit Hohe Luft, »das iPhone spielt die Rolle meines biologischen Gedächtnisses.« Bei mir ist es ähnlich wie bei Chalmers. Wenn jemand mein Handy durchstöbern würde, dann käme es Gedankenlesen schon ziemlich nah. Und wer so …

HOHE LUFTpost – Freundschaft und die unbequemen Dinge

HOHE LUFTpost vom 19.02.2016: Freundschaft und die unbequemen Dinge Diese Woche war der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu Besuch in Berlin bei Bundeskanzlerin Angela Merkel. “Freundschaftstreffen” war die offizielle Bezeichnung, “Freundschaft” ist ein Wort, mit dem beide Regierungschefs ihr Verhältnis gern bezeichnen, und die Freundschaft zwischen Israel und Deutschland ist schon wegen der gemeinsamen Geschichte von ganz besonderer Bedeutung. Aber zu einer wirklich guten Freundschaft gehört auch, dass man den anderen kritisiert und die Kritik des anderen annimmt. Wir können uns selbst nie ganz verstehen, sagte Aristoteles, dazu brauchen wir die Menschen um uns herum, die unser Wesen widerspiegeln – vor allem unsere Freunde. Und das bedeutet eben auch, sich unbequeme Dinge sagen zu lassen. Darin ist die israelische Regierung allerdings nicht sehr geduldig. Sie behandelt andere, die ihr unbequeme Dinge sagen, als Gegner, nicht als Freunde. Und so hat Angela Merkel dies nun auch gar nicht versucht. Man konnte in Berlin gut beobachten, wie auf diese Weise Distanz in eine Freundschaft kommt. – Tobias Hürter

Na logisch! Der genetische Fehlschluss II: Der Ad-populum-Fehlschluss

Logik-Kolumne von Daniel-Pascal Zorn. Dieses Mal: Der genetische Fehlschluss II: Der Ad-populum-Fehlschluss Die heutige Kolumne beginnt mit einer Geschichte aus dem alten China, aus der Zeit der streitenden Reiche. Ein Minister des Reiches Wei, Pang Tsung, begleitete den Prinzen dieses Reiches in das nördliche Nachbarreich Zhao (die Kronprinzen wurden untereinander ausgetauscht, um den gegenseitigen Friedensvertrag zu garantieren). Weil der Minister um seine zukünftige Stellung besorgt war, stellte er auf dem Weg dem König ein paar Fragen. „Wenn ein Mann sagen würde, dass auf einem belebten Marktplatz ein Tiger ist, würdet Ihr ihm glauben?“ Der König verneinte. „Und wenn zwei Männer sagen würden, dass da ein Tiger ist?“ „Dann wäre ich immer noch skeptisch“, sagte der König. „Und wenn ein dritter Mann die Geschichte der beiden anderen bestätigen würde?“ Der König antwortete: „Dann würde ich ihnen glauben.“ Der Minister sagte: „Aber auf einem belebten Marktplatz, auf dem die Menschen ihren Geschäften nachgehen, ist offensichtlich kein Tiger – und doch erscheint es nach den drei Aussagen so, als wäre da ein Tiger. Nun ist die Hauptstadt weiter …