Autor: HOHE LUFT Magazin

»Die Philosophie muss ihre Popularisierung reflektieren«

Peter Trawny lehrt an der Bergischen Universität in Wuppertal und ist Herausgeber der Heidegger-Gesamtausgabe. Er ist unter anderem Autor der Bücher »Technik.Kapital.Medium« sowie »Heidegger. Eine Einführung« und »Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung«. Er äußerte sich hier im Rahmen der Enthüllung der »Schwarzen Hefte« zu Heideggers nationalsozialistischem Gedankengut. Heute nimmt er Stellung zur aktuellen Entwicklung der akademischen Philosophie und spricht die Warnung aus: Die Philosophie droht, sich selbst abzuschaffen, wenn sie immer mehr zum Massenphänomen wird. Von unserem Chefredakteur Thomas Vašek wird hier in Kürze eine Antwort erscheinen. 

Na logisch! Der assoziative Fehlschluss

Kolumne über Logik, Argumentation und Rhetorik von Daniel-Pascal Zorn. Dieses Mal: Der assoziative Fehlschluss Die Welt um uns herum ist komplex. Wir haben jeden Tag Bürogespräche mit Kollegen, Familiengespräche am Küchentisch und Kneipengespräche mit den Kumpels am Abend. Wir erfahren aus den Medien jeden Tag von politischen Entscheidungen und gesellschaftlichen Ereignissen, von Hochzeiten und Todesfällen, historischen Begebenheiten und aktuellen Sensationen – Unfällen, Anschlägen, Demonstrationen und Presseerklärungen. ‚Die Medien‘ – das ist die Tagesschau, die BILD-Zeitung, Twitter, ‚alternative‘ Nachrichtenportale im World Wide Web; das ist Facebook, das Radio, die Zeitung und YouTube.

HOHE LUFTpost – Star Trek und Philosophie

HOHE LUFTpost vom 06. Mai 2016: Star Trek und Philosophie Vor 50 Jahren wurde in den USA die erste Folge der Science-Fiction-Serie »Raumschiff Enterprise« ausgestrahlt. Obwohl meine Eltern nicht immer begeistert waren, wenn ich mir die Abenteuer von Captain Kirk & Co. anschauen wollte, gehörten sie zu den wichtigsten Fernseh-Erlebnissen meiner Kindheit. Heute weiß ich, dass diese Geschichten zutiefst philosophisch sind. Ist ein Mensch, der beim Beamen komplett zerstört und an einem anderen Ort Atom für Atom wieder zusammengebaut wird, noch derselbe Mensch? Führen Zeitreisen in logische Paradoxien? Wie weit kommt man mit purer Logik à la Commander Spock überhaupt? Können Maschinen denken? Das sind Fragen, über die Philosophen intensiv grübeln, und über die auch ich damals nachdachte, ohne das Wort »Philosophie« zu kennen. Ich bin auch nicht immer begeistert, wenn meine Kinder fernsehen wollen. Aber Star Trek dürfen sie sich anschauen. – Tobias Hürter

HOHE LUFTpost – Der Dichterphilosoph

HOHE LUFTpost vom 29.04.2016: Der Dichterphilosoph Es ist Shakespeare-Woche. Am 23. April vor 400 Jahren ist der große Dichter gestorben, am 26. April vor 452 Jahren wurde er getauft – sein Geburtsdatum ist unbekannt. Es war keine Glanzzeit der Philosophie, in der er lebte. Die Systeme der Scholastiker waren längst verblasst, die Ära von Descartes, Hobbes, Locke & Co. hatte noch nicht begonnen. Dennoch dachte Shakespeare zutiefst philosophisch.

HOHE LUFTpost – Wir und unsere Wurzeln

HOHE LUFTpost vom 22. April 2016: Wir und unsere Wurzeln Inge Lohmann (66) wüsste gern, wer ihr Vater ist. Sie ist bis vor das Bundesverfassungsgericht gegangen, um Gewissheit darüber zu erhalten, ob der Mann, den sie für ihren Vater hält, sie wirklich gezeugt hat. Das Gericht hat diese Woche entschieden: Frau Lohmann hat kein Recht auf diese Gewissheit.

Das Schöne darf glatt sein

Kolumne »Schöne Gedanken« Er ist ein Star der deutschen Denkerszene: der Berliner Philosoph Byung-Chul Han. Seine Spezialität ist die Provokation. Mit seinen Büchern will er, das ist sein erklärtes Ziel, seine Leser wachrütteln, und er schreibt nicht für seine gelehrten Kollegen, sondern wendet sich an uns alle. In seinem neuen Werk »Die Errettung des Schönen« will er unseren Sinn fürs Schöne kurieren, der, wie er überzeugt ist, gründlich verdorben ist. »Warum finden wir heute das Glatte schön?«, fragt er. »Das Glatte ist die Signatur der Gegenwart. Es verbindet Skulpturen von Jeff Koons, iPhone und Brazilian Waxing miteinander. Über die ästhetische Wirkung hinaus spiegelt es einen allgemeinen gesellschaftlichen Imperativ wider. Es verkörpert nämlich die heutige Positivgesellschaft. Das Glatte verletzt nicht. Von ihm geht auch kein Widerstand aus. Es herrscht Like. Der glatte Gegenstand tilgt sein Gegen. Jede Negativität wird beseitigt.« Alles wolle nur noch gefallen, aber nicht mehr wirklich schön sein. Es fehlten das »Doppelbödige«, die »Innerlichkeit«, die »Rückseiten«, beklagt Han. Leben wir wirklich in einer armseligen Zeit, in der das Schöne nur noch Oberfläche ist? Ich …

Na logisch! Der Fehlschluss der goldenen Mitte

Logik-Kolumne von Daniel-Pascal Zorn: Der Fehlschluss der goldenen Mitte Stellen Sie sich vor, Sie sind König eines kleinen, aber fruchtbaren Landes in grauer Vorzeit im Nahen Osten. Eines Tages kommen zwei Frauen mit einem Baby vor Ihren Thron und behaupten jeweils, die wahre Mutter des Kleinen zu sein. Wie würden Sie entscheiden?

HOHE LUFTpost – Kunst, Kontext und Jan Böhmermann

HOHE LUFTpost vom 15. April 2016: Kunst, Kontext und Jan Böhmermann Vor hundert Jahren vollbrachte Marcel Duchamp ein Wunder: Er hob ein gewöhnliches Pinkelbecken (unbenutzt) auf einen Sockel – und es ward Kunst. Mit seinen »Readymades« stürzte er die Kunst in eine Krise, die zu einem gründlich neuen Verständnis dessen führte, was Kunst überhaupt ist. Eine der Lehren von damals war, dass alles vom Kontext abhängt. Von zwei physikalisch gleichen Objekten kann eines ein Kunstwerk und das andere nicht, nur weil wir unterschiedlich mit ihnen umgehen.

»Machertum ist eine Haltung«

Am 20. und 21. April kommen auf dem Vitra-Campus in Weil am Rhein wieder kreative Köpfe aus den verschiedensten Fachbereichen zusammen, um sich über die Zukunft von innovativem Unternehmertum auszutauschen. Manuel Binninger und Jonas Nussbaumer sind Geschäftsführende Gesellschafter der Kreatives Unternehmertum gGmbH und glauben, dass die Zukunft vor allem den Machern gehört. Wir haben mit ihnen über ihre Vision und aktuellen Projekte gesprochen. 

HOHE LUFTpost – Von Bürgern und Würgern

HOHE LUFTpost vom 08. April 2016: Von Bürgern und Würgern Niemand zahlt gern Steuern. Die Enthüllung der Panama Papers diese Woche nährt den Verdacht, dass eine beträchtliche Zahl unserer Mitbürger so ungern Steuern zahlt, dass sie mit Hilfe von Banken und spezialisierten Anwaltskanzleien hunderttausende Briefkastenfirmen in entfernten Inselstaaten gegründet haben, um ihr Vermögen den Finanzbehörden zu entziehen. »Warum dürfen diese Diebe mir dauernd was von meinem hart verdienten Geld abknöpfen?« Diese Frage kann einem beim Öffnen eines Steuerbescheides schon mal kommen. Der amerikanische Philosoph Robert Nozick (1938–2002) hielt Zwangssteuern für eine Form der Zwangsarbeit. Niemandem dürfe rechtmäßig erworbenes Eigentum entzogen werden, argumentierte er in seinem Buch »Anarchy, State, and Utopia« (1974). Wenn jemand für Polizei und Müllabfuhr bezahlen möchte, ist das natürlich OK. Aber Nozick hielt es für unrechtmäßig, Bürger dazu zu zwingen. Mit dieser Position ist Nozick allerdings Außenseiter unter Philosophen. Sein Kollege John Rawls (1921–2002) hielt Steuern für ein rational begründetes Mittel, um Gerechtigkeit herzustellen. Nehmen wir an, wir hätten die Wahl zwischen zwei Gesellschaften: A und B. In Gesellschaft A sind die Einkommensunterschiede geringer …