Autor: HOHE LUFT Magazin

HOHE LUFTpost – Wenn der Angst Augen wachsen

HOHE LUFTpost vom 29.07.2016: Wenn der Angst Augen wachsen Es war ein schrecklicher Abend für München am Freitag letzter Woche, als ein 18-jähriger Schüler am Olympia-Einkaufszentrum mit einer halbautomatischen Pistole um sich schoss, neun Menschen tötete, viele verletzte und sich dann selbst erschoss. Und der Schrecken verselbständigte sich. Menschen ganz woanders in München gerieten in Panik. Noch Stunden nach dem Tod des Schützen kamen Notrufe. Die Polizei jagte mehrere ominöse Schützen mit «Langwaffen«, die mehrmals gesichtet wurden – die es aber gar nicht gab. Zeugen hatten offenbar Terroristen in Polizisten gesehen und Schüsse in alltäglichen Großstadtgeräuschen gehört. Daraus kann man ihnen keinen Vorwurf machen. Verängstigte Menschen sehen und hören Gespenster. Doch es wirft Fragen auf. Unser Rechtssystem verlässt sich auf Augenzeugenberichte. Menschen werden auf sie hin verurteilt oder freigesprochen. Aber diese Berichte sind oft so unzuverlässig wie jene aus München. Der Gedächtnisforscher Daniel Schacter erzählt in einem Buch von einer Frau, die nach einer Vergewaltigung einen vermeintlichen Täter identifizierte, weil sie ihn kurz vor der Tat im Fernsehen gesehen hatte. Sie hat nicht gelogen. Ihre Wahrnehmung …

HOHE LUFTpost – Erdokratie

HOHE LUFTpost vom 22. Juli 2016: Erdokratie Nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei hat Präsident Erdoğan eine »Säuberungsaktion« (wie er es selbst nennt) gewaltigen Ausmaßes begonnen. Zehntausende Richter, Offiziere, Lehrer und andere Staatsbedienstete sind entlassen oder sogar in Haft. Wieder mal stellt sich die Frage: Ist Erdoğan überhaupt noch ein demokratisch legitimierter Herrscher? Oder ein Diktator? Er selbst versteht sich als Demokrat. Bei seinem politischen Handeln beruft er sich immer wieder auf Mehrheiten – eine Mehrzahl der Türken billige sein Tun. Doch selbst wenn er damit recht hat, Mehrheit macht noch keine Demokratie. Es geht um demokratische Legitimation statt Willkür, um Gewaltenteilung, um gegenseitige Kontrolle der politischen Institutionen. Davon hält Erdoğan wenig. Er redet von Demokratie und praktiziert Erdokratie. – Tobias Hürter

HOHE LUFTpost – Trump und sein Knall

HOHE LUFTpost  vom 15. Juli 2016: Trump und sein Knall Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hat kürzlich einen bemerkenswerten Satz über ihren Kontrahenten Donald Trump gesagt: »Ich überlasse es den Psychiatern, seine Zuneigung zu Tyrannen zu erklären.« Im Klartext: Trump hat einen Knall. Mit dieser Vermutung steht Clinton nicht allein. Aber stimmt sie? Was sagen denn nun die Psychiater? Sie halten sich auffällig zurück. Und daran tun sie gut. Es gibt einen Trend, öffentliche Personen öffentlich zu psychoanalysieren, dem die Profis nicht folgen sollten. Eine Diagnose einer psychischen Störung ist ein schwerwiegendes Urteil, das nur nach einer persönlichen Untersuchung gefällt und nur mit Einverständnis der betroffenen Person öffentlich gemacht werden sollte. Daher bedeutet das Schweigen der Psychiater auch nicht, dass Trump keinen Knall hat. – Tobias Hürter

Amok der Begriffe

Der Täter von München war also ein »Amokläufer«, und kein »Terrorist«. Das klingt zunächst beruhigend. Es gibt eine Kategorie, in die diese Bluttat passt. Der Täter ist nicht nur tot, sondern auch auf den Begriff gebracht. Wir können die Ereignisse von München mit ähnlichen Taten vergleichen, etwa mit Amokläufen wie jenem an der Columbine High School oder in Winnenden. Man kann die psychischen Probleme des Täters rekonstruieren, seine familiäre Situation.

HOHE LUFTpost – Netz und Wahrheit

HOHE LUFTpost vom 08.07.2016: Netz und Wahrheit Nachdem in Österreich die Stichwahl des Bundespräsidenten wiederholt werden muss, sind nun in Blogs und sozialen Netzwerken Gerüchte über den Gesundheitszustand eines der beiden Kandidaten aufgetaucht. Ich möchte diese Gerüchte, für die keine sachliche Grundlage erkennbar ist, nicht wiedergeben, denn damit würde ich sie weiterverbreiten. Und damit sind wir beim Thema: Wahrheit im Internet.

Philosophie & Wirtschaft – das neue HOHE LUFT kompakt ist da!

Philosophie & Wirtschaft – Warum sie einander brauchen  Obwohl Wirtschaft und Philosophie oft als Gegensätze gesehen werden, haben sie vieles gemeinsam und können sich gegenseitig bereichern. Die dritte Ausgabe HOHE LUFT kompakt widmen wir deshalb diesem besonderen Paar. Wirtschaft gehört zu unserem Leben, darum wollen wir sie nicht den Ökonomen überlassen, sondern sie auch aus philosophischer Perspektive betrachten. Heute reicht rein ökonomisches Denken nicht mehr aus, es braucht die Philosophie, um die richtigen Fragen zu stellen und neue Blickwinkel zu gewinnen. Die Themen sind unter anderen: Was bedeutet Erfolg heute? Das Geheimnis guter Arbeit Geld und Vertrauen Ist der Kapitalismus noch zu retten? Die Kraft des Arguments Wieso Kooperation sich lohnt Wie Unternehmen von Philosophie profitieren. Hier geht es direkt zur Heftbestellung.

Na logisch! Die Ad-nauseam-Argumentation

Kolumne über Logik, Rhetorik und Argumentationstheorie von Daniel-Pascal Zorn. Heute: Reden, bis der Arzt kommt – Die Ad-nauseam-Argumentation Jeder, der schon einmal als Kind eine Abkürzung genommen hat, weiß: Es macht so viel mehr Spaß, mitten durch eine Wiese zu laufen, statt um sie herum. Je mehr Leute der Spur folgen, desto deutlicher wird sie und desto mehr eine Einladung für alle anderen, es ihnen gleichzutun. Manchmal, wenn ein schmaler zu einem breiten Trampelpfad geworden ist, bleibt dem Besitzer nichts anderes übrig, als ihn mit Kies aufzuschütten und damit ‚offiziell‘ zu machen. Das wiederholte Ablaufen immer derselben Strecke etabliert irgendwann eine Spur, die zum Weg wird.

HOHE LUFTpost – Männlein, Weiblein und Olympia

HOHE LUFTpost vom 01. Juli 2016: Männlein, Weiblein und Olympia Es gibt Männer, es gibt Frauen, und es gibt Philosophen, die bestreiten, dass es Männer und Frauen gibt. Ein Axiom der rege diskutierten »Gender Theory« ist, dass die Geschlechter nur soziale Konstrukte sind. Männlichkeit und Weiblichkeit seien nicht naturgegeben, sondern Ideale einer Kultur.